ZFF 2011: Kriegerin
"Kriegerin" von David Wnendt ist eine Geschichte einer jungen, rechtsextremen Frau irgendwo in einer tristen Kleinstadt in Ostdeutschland. Der Film bewegt sich auch erstaunlich neutralem Boden, auf eine Moralpredigt und billige Erklärungsversuche wird verzichtet. Gezeigt wird vielmehr wie sich diese Frau in ihrer Nazi-Clique durchschlägt, wie die Leute miteinander umgehen und wie gross ihr Hass auf alles Fremde ist. Sobald ein Ausländer aufkreuzt, gibt es Radau, Fäuste fliegen. Dabei hauen die Frauen ebenso drauf wie die Männer.
Marisa (Alina Levshin) spürt jedoch, dass etwas nicht stimmt in ihrem Weltbild. Nach einem von ihr provozierten Unfall, macht sie eine Wandlung durch, davon darf aber natürlich niemand etwas mitbekommen. Diese innere Zerrissenheit sieht man Alina Levshin förmlich an, wunderbar gespielt, sehr beeindruckend. Einzig die Nebengeschichte von Svenja, einer 15jährigen, die neu zur Clique stösst, ist etwas gar überzeichnet. Die Verwandlung vom apolitischen Mädchen, zur “Heil Hitler” schreienden jungen Frau, geht mir etwas zu schnell.
Ich bin sehr gespannt wie dieser Film in Deutschland aufgenommen wird, zum Teil sind die gezeigten Szenen sehr hart, die Sprache ebenso. Dadurch entsteht der Eindruck, einen wirklichen Einblick in diese Szene zu erhalten. Beim Interview mit dem Regisseur und der Hauptdarstellerin nach dem Film wird auch schnell klar warum: die Recherche für den Film war sehr intensiv, so hat sich David Wnendt mit mehreren Frauen aus der rechtsextremen Szene getroffen und sich deren Lebensgeschichte angehört. Diese vielen verschiedenen Geschichten sind in den Film eingeflossen. Speziell ist auch noch, dass für den Film alles neue Musik komponiert wurde, im Stile der “bekannten” Nazi-Lieder.
Ein beeindruckendes Portrait einer Frau und deren Umgebung, die plötzlich beginnt ihre Gesinnung zu hinterfragen, ohne dies laut auszusprechen.
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